Muss mein Kind auf dem Foto wirklich lächeln?
- christinaduerkop
- 17. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Ich erinnere mich noch ganz genau: Es war eines meiner allerersten Shootings als Kinderfotografin. Die Sonne stand hoch, die Wiese war perfekt, die Kamera bereit – und vor mir eine kleine, strubbelhaarige Susi (Name natürlich geändert) mit einem bezaubernden, echten Lachen.
Bis plötzlich ihre Mama sagte: „Lach doch mal, Susi! Komm schon… mehr lachen!! LAAHAAACH!“ Susi lachte. Erst verlegen. Dann gezwungen. Dann gar nicht mehr. Ihr Lachen wurde starr. Ihre Schultern sanken. Und ich? Ich spürte, wie der ganze Zauber zerbrach – leise, aber spürbar.
Ein Lächeln ist schön – aber kein Muss
Seit diesem Moment weiß ich: Ich will keine gestellten Lächeln. Ich will echte Emotionen. Ich möchte, dass Kinder sich sicher fühlen dürfen. Dass sie sich nicht verstellen müssen. Dass sie nicht performen sollen – sondern einfach sie selbst sein dürfen.
Und ja, manchmal lachen sie dabei. Manchmal auch nicht. Und das ist völlig in Ordnung.
Echte Kinder zeigen echte Gefühle
Ein Kind muss nicht immer strahlen, um ein schönes Bild zu ergeben. Vielleicht schaut es neugierig. Oder schüchtern. Oder ganz konzentriert, weil es gerade mit einem Grashalm spielt. Vielleicht lehnt es sich an Mama. Vielleicht rennt es davon. Vielleicht sucht es deine Hand.
All das sind echte Momente – voll Gefühl, Persönlichkeit und Wahrheit. Und genau die will ich festhalten.
Druck raus – Vertrauen rein
Meine Shootings laufen ohne „Jetzt lach mal“-Druck. Ich nehme mir Zeit. Ich lasse Raum. Ich schaffe Verbindung – nicht Anweisung. Denn aus dieser Ruhe heraus passieren oft die wundervollsten Dinge: Ein überraschendes Kichern, ein stiller Blick, ein spontanes Spiel. Und dann – ganz ohne Zwang – kommt manchmal auch dieses Lachen, das von innen kommt. Das, was nicht „Cheese“, sondern echt ist.
Für Eltern: Was du tun kannst
Wenn du beim Shooting dabei bist, hilft es deinem Kind am meisten, wenn du einfach da bist. Nicht antreibst. Nicht bewertest. Sondern vertraust.
Sag nicht: „Lach doch mal für die Kamera.“
Sag lieber: „Hab Spaß, mein Schatz. Wir machen das einfach zusammen.“
Ich verspreche dir: Wenn du loslässt, entstehen die schönsten Bilder – von ganz allein.
Fazit: Das perfekte Foto braucht kein Lächeln – sondern Echtheit
Ich bin nicht hier, um das perfekte Kinderfoto zu machen. Ich bin hier, um euch zu zeigen, wie schön „echt“ sein kann. Ein Kind ist kein Model. Es ist ein Mensch mit einem eigenen kleinen Universum – und genau das darf sichtbar werden.
Und Susi? Die hätte damals einfach nur in Ruhe auf der Wiese sitzen dürfen. Vielleicht hätte sie dann leise gelacht. Oder einfach zufrieden geguckt. Beides wäre perfekt gewesen.
Herzlich, Christina - Kinderfotografin mit Herz – und einem Nein zu gezwungenem Grinsen